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Vom Wesen der Seele

Die Existenz der Seele ist umstritten. Viele Menschen glauben dennoch daran, dass es eine Seele gibt und dass sie das göttliche Zentrum in uns ist. Der Körper ist die menschliche Hülle und Tempel der Seele. Stirbt der Mensch, so verändern sich die Bestandteile des Körpers zu neuen anderen Formen solange wie die Schöpfung existiert. So ist die Schöpfung mit ihren unzähligen Universen und Galaxien ein belebtes Wesen des Einen in Allem was ist.
In vielen Religionen wird das Wesen der Einheit als das Göttliche und als Schöpfer des Ganzen benannt und verehrt. Für Christen sind alle Glieder des einen Leibes Christus und Christus ist mit dem Vater eins.
Für den gläubigen Hindu ist der Atman die Seele als das Wesen in jedem belebten Körper.

Denn wie der Leib einer ist und hat doch viele Glieder, alle Glieder des Leibes aber, obwohl sie viele sind, doch ein Leib sind: so auch Christus. (1. Kor. 12)

Die Seele als Bestandteil von Gottes Schöpfung und Gott als Schöpfer ist ein Fundament des Glaubens und der persönlichen Erkenntnis und Erfahrung eines jeden spirituell Suchenden. Die komplexen Zusammenhänge in der Schöpfung und in jedem Wesen zu verstehen erfordern eine konsequente analytische Vorgehensweise der Erkenntnis. So ist z.B. das Leben in jedem von uns ein Beweis für unsere Fähigkeit zur Selbsterkenntnis und Selbstwahrnehmung mittels des Denkens und der Gefühle. Je intensiver ein Mensch sein inneres Wesen erforscht und sich auf das Göttliche ausrichtet z.B. durch Meditation, Gebet oder Yoga, desto stärker wird sich die Intuition entwickeln.

Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden; man wird auch nicht sagen: Siehe hier! oder: da ist es! Denn sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch. (Luk. 17,20)

So dient die Seele dem Bewusstsein der Einheit allen Seins. Die gesamte Schöpfung ist die Heimat einer unendlichen Zahl von Wesenheiten. Jeder Mensch ist durch das göttliche Bewusstsein der Seele Träger und Werkzeug eines von Gott vorgegebenen Wandlungs- und Bewusstwerdungsprozesses.

Ihr werdet dort den HERRN, deinen Gott, suchen, und du wirst ihn finden, so du ihn von ganzem Herzen und von ganzer Seele suchen wirst. (5 Mose 4,29)

Dieser Wandlungsprozess mündet in die Liebe. Die Liebe als Ausdruck dieses Prozesses führt alle Wesen wieder in das göttliche Ganze zurück.
Die Ichbezogenheit des „verirrten Menschen“ endet durch die Selbstverwirklichung im göttlichen Ganzen, ähnlich eines Wassertropfens der schließlich im Ozean mündet.

Vielleicht hilft ihnen Gott zur Umkehr, die Wahrheit zu erkennen. (2 Tim 2,25)

Die Seele ist und bleibt das reine und ewige göttliche Bewusstsein in allen Wesen, auch in uns. Verbinden wir uns mit diesem göttlichen Kern in uns, so wird unsere Ichbezogenheit durch Selbstbewusstsein verwandelt. So wird unser Ich zum Wir in Gottes unendlicher Kraft und Liebe.



Willibald