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Vom Zeitalter der selbstlosen Liebe

Schon seit Kindesalter haben wir gelernt, auf unseren Nächsten Rücksicht zu nehmen, dem Anderen etwas zu gönnen, mit ihm zu teilen und ihm in der Not zu helfen. Werte, die langsam aus unserem Bewusstsein verschwinden, als ob sie niemals existiert hätten.
Warum geschieht diese Wandlung?
Der materielle Mensch orientiert sich an der Erfüllung seiner Wünsche und identifiziert sich mit ihnen. Aus jedem erfüllten Wunsch entwickeln sich neue Wünsche. Der Mensch wird unfrei und unzufrieden und lebt in einem ständigen Armutsbewusstsein. Er bindet sich selbst somit an die materielle Welt.
Die bewusste freie Entscheidung für ein Leben in der selbstlosen Liebe, wie Jesus es vor zweitausend Jahren lehrte, könnte uns dabei helfen, einen Weg aus der materiellen und geistigen Armut herauszufinden.

Im Gleichnis vom verlorenen Sohn verheißt uns Jesus, dass wir jederzeit neu geboren werden können:

Vom verlorenen Sohn
Und er sprach: Ein Mensch hatte zwei Söhne. Und der jüngere von ihnen sprach zu dem Vater: Gib mir, Vater, das Erbteil, das mir zusteht. Und er teilte Hab und Gut unter sie. Und nicht lange danach sammelte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land; und dort brachte er sein Erbteil durch mit Prassen. Als er nun all das Seine verbraucht hatte, kam eine große Hungersnot über jenes Land und er fing an zu darben und ging hin und hängte sich an einen Bürger jenes Landes; der schickte ihn auf seinen Acker, die Säue zu hüten. Und er begehrte, seinen Bauch zu füllen mit den Schoten, die, die Säue fraßen; und niemand gab sie ihm. Da ging er in sich und sprach: Wie viele Tagelöhner hat mein Vater, die Brot in Fülle haben, und ich verderbe hier im Hunger! Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. Ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße; mache mich zu einem deiner Tagelöhner! Und er machte sich auf und kam zu seinem Vater. Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater und es jammerte ihn; er lief und fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Der Sohn aber sprach zu ihm:

Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir; ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße.

Aber der Vater sprach zu seinen Knechten: Bringt schnell das beste Gewand her und zieht es ihm an und gebt ihm einen Ring an seine Hand und Schuhe an seine Füße und bringt das gemästete Kalb und schlachtet's; lasst uns essen und fröhlich sein!

Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden; er war verloren und ist gefunden worden.

Und sie fingen an, fröhlich zu sein.
Aber der ältere Sohn war auf dem Feld. Und als er nahe zum Hause kam, hörte er Singen und Tanzen und rief zu sich einen der Knechte und fragte, was das wäre.
Der aber sagte ihm: Dein Bruder ist gekommen und dein Vater hat das gemästete Kalb geschlachtet, weil er ihn gesund wiederhat.
Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Da ging sein Vater heraus und bat ihn.
Er antwortete aber und sprach zu seinem Vater: Siehe, so viele Jahre diene ich dir und habe dein Gebot noch nie übertreten, und du hast mir nie einen Bock gegeben, dass ich mit meinen Freunden fröhlich gewesen wäre. Nun aber, da dieser dein Sohn gekommen ist, der dein Hab und Gut mit Huren verprasst hat, hast du ihm das gemästete Kalb geschlachtet. Er aber sprach zu ihm: Mein Sohn, du bist allezeit bei mir und alles, was mein ist, das ist dein. Du solltest aber fröhlich und guten Mutes sein; denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden, er war verloren und ist wiedergefunden. (Luk. 15,11)

Die Wiedergeburt eines jeden Menschen erfolgt durch die bewusste Hinwendung zum Vater, zur wahren Liebe. In dieser Liebe finden wir Freude und Zufriedenheit.

Der Mensch ist in seiner wahren Natur göttlichen Ursprungs und somit ein Gemeinschaftswesen. In der Gemeinschaft findet er Gleichgesinnte, Kontakte, Freunde, Weggefährten und praktische Hilfe in seinem Leben. Der Nächste gibt ihm Kraft, Sicherheit, Hoffnung und Geborgenheit, die jeder Menschen für seine persönliche und gemeinschaftliche Entwicklung so sehr benötigt und braucht.

Aus der Vergangenheit können wir erkennen, dass frühere und gegenwärtige Gesellschaftsformen am Problem der Ich-Bezogenheit des Einzelnen und der Interessengruppen gescheitert sind. Die Ich-Bezogenheit vermittelt uns das Bewusstsein der Getrenntheit von allen anderen Wesen. Die Liebe dagegen vermittelt uns das Bewusstsein, dass alle Wesen eins sind.

Ein Mensch, der bereit ist, sich und seinen Nächsten zu lieben, übernimmt für die gesamte Familie der Menschheit Verantwortung. Er toleriert jeden Menschen, gleich welcher Kultur, Religion oder Ansehen und versteht sich als ein Glied des einen Leibes in der Liebe. Diese Liebe hat keinen Platz für die unendlichen Wünsche nach materiellen und geistigen Anhaftungen. Sie dient selbstlos dem Nächsten und erfreut sich am Wohlergehen aller Geschöpfe.

Der Weg der Liebe ist der Weg mit Gott. Diese alles durchdringende Kraft im gesamten Universum wird uns dabei helfen, ein neues Bewusstsein für unsere Weltenfamilie zu schaffen. Das Zeitalter der selbstlosen Liebe kann beginnen.

Die Ich-Bezogenheit wird ersetzt durch das Liebesbewusstsein für alle Menschen. In dieser Kraft der Liebe werden wir miteinander teilen, entscheiden und handeln. Wir werden unsere geistigen und materiellen Gaben dazu nutzen, uns gegenseitig zu helfen, weil wir nach zweitausend Jahren Erfahrung die Bedeutung und Nachhaltigkeit der Liebe Jesu erkennen.



Willibald